Starttag I

Für die StratoSat-Ausarbeitung haben wir natürlich einen weiteren Text verfasst. Den könnt ihr nun auch lesen!

Der Start war etwas ganz Besonderes für uns und so soll er hier auch dargestellt werden - mit Emotionen und Gedanken, die uns bewegten und mit Fragen und Zweifeln, die uns quälten.

 

Wir starteten am Mittwoch, den 16. August 2017 um etwa 12:20 Uhr auf dem Banter-See-Park. Mehrere Simulationen der Flugbahn, welche wir über die Zeit der Vorbereitung durchgeführt haben, zeigten, dass ein Start in Wilhelmshaven möglich sei, da meist Nord-West-/West-Wind herrscht.

Da wir schon zweimal vergeblich zum Startort gefahren waren und mehrmals die Genehmigung verlängern lassen mussten, war die Anspannung natürlich besonders groß, als wir in die Schule kamen. Doch schnell wurde klar, dass die Bedingungen nahezu perfekt waren und wir endlich starten konnten. Weder die Bewölkung noch die Windrichtung schien uns heute einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Nach zwei absolvierten Schulstunden fuhren wir um 09:45 Uhr mit unserem Equipment erwartungsfroh zum Banter-See-Park. Am Startplatz angekommen, legten wir zunächst Decken auf den Rasen, um dort den Ballon mit Helium zu befüllen. Während wir zu zweit den Ballon befüllten, haben die anderen drei Stratofische die letzten Vorbereitungen für die Nutzlast unternommen. Alle Sensoren mussten noch ein letztes Mal getestet, befestigt und eingeschaltet werden. Einige Urlauber verfolgten interessiert unser Treiben und wir erklärten ihnen geduldig unsere Mission. Hin und wieder erschwerte eine Windböe das Festhalten des Ballons, aber wir beobachteten erfreut, dass sich die Bewölkung noch knapp unter den vorgegebenen Vierachtel hielt. Schließlich mussten wir schon neunmal unseren Start wegen des Wetters verschieben und für den Folgetag wurden auch schon wieder südliche Winde prognostiziert. Bei solchen Windrichtungen wäre ein Start natürlich unmöglich, da unsere Nutzlast dann in der Nordsee landen würde. Nach dem Beginn des Einfüllvorgangs war die Entscheidung getroffen: Heute starten wir!

Kurz nach 11:00 Uhr kamen schon die ersten Cäcilien-Schüler mit ihren Lehrern zum Startplatz. Wir waren froh, dass viele Schüler und Lehrer und einige Eltern der Cäcilienschule uns moralisch unterstützten. Schließlich wurde noch nie ein solch spektakuläres Projekt in unserer Region durchgeführt. Kurz vor dem Start haben wir alle Kameras und Messgeräte eingeschaltet und sind noch einmal die Checkliste durchgegangen. Es wäre fatal gewesen, hätten wir einen Sensor oder unsere GPS-Tracker nicht korrekt in Betrieb genommen. Denn wir hatten ja nur diesen einen Versuch. Ein Reporter von der Wilhelmshavener Zeitung stellte uns noch einige Fragen und machte Fotos von uns, dem Ballon und der Nutzlast.

 

Gegen 12.00 Uhr verständigten wir, wie vorher vereinbart, die Flugaufsicht des „JadeWeser Airport“ und den Kontrollturm Wittmundhafen. Diese Betriebsabsprachen waren Teil unserer „Erlaubnis zum Auflassen von unbemannten Freiballonen in Niedersachsen“, welche wir bei der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Oldenburg beantragen mussten.

 

Und dann war es so weit: Die Nutzlast und der Fallschirm waren mit Kabelbindern fest am Ballon befestigt und wir waren sehr aufgeregt, als die Besucher den Countdown von 15 beginnend herunterzählten. War genug Gas im Ballon? War alles sicher befestigt, damit unsere Konstruktion planmäßig bis in die Stratosphäre aufsteigt?

 

Bei „Null“ ließen wir den Ballon, und als das Seil fast gespannt war, wenig später auch die Styropor-Box los. Doch genau in diesem Moment erfasste eine Windböe den Ballon und drückte die Nutzlast in die Menge. Die Zuschauer standen doch etwas zu dicht, sodass eine unserer Schülerinnen einen Kopfball mit unserer Box ausführte. Glücklicherweise blieb sie unverletzt, aber unser Flug-Maskottchen wurde etwas abgeknickt und eine Kamera etwas in die Box verschoben. Von nun an wurden die Fotos der Seitenkamera mit einem orangenen Ring unserer Box versehen. Dennoch feierten wir kurz den insgesamt gelungenen Start. In der Flugsimulation passte immer noch die Windrichtung, so dass wir eine Landung auf dem Festland als sicher erwarten konnten.

Kurz nach 12:30 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum von der Internetseite „Predict-Hub“ (http://predict.habhub.org) vorausgesagten Landepunkt in der Nähe von Bad Bederkesa.

Die Stimmung während der Fahrt war in beiden Autos gut. Anfangs hatten wir noch verlässliche Aussagen über die Flugbahn des Ballons. Irgendwann konnten wir erwartungsgemäß unsere GPS-Tracker nicht mehr erreichen, da sich der Ballon bereits in Höhen oberhalb von Verkehrsflugzeugen befand.

 

 

 

Wir haben uns im Voraus schon eine Bäckerei ausgeguckt, bei der wir auf ein Signal warten wollten. Jedoch war diese geschlossen. Also sind wir in den nächstgelegenen Ort Schiffdorf gefahren. Nachdem wir dort über eine halbe Stunde Brötchen gegessen haben und der Ballonstart schon gut drei Stunden zurücklag, waren wir schon ernsthaft besorgt. Noch immer hatten wir kein GPS-Signal von unserer Nutzlast.

 

Doch als sich dann um 15:20 Uhr der erste GPS-Tracker meldete, waren wir glücklich und erleichtert. Und auch der zweite Tracker meldete sich kurze Zeit später. Allerdings sendeten beide Tracker jeweils unterschiedliche Koordinaten. Das war schon verwirrend, da unsere Nutzlast ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein konnte.

 

Wie es natürlich sein sollte, trauten wir zunächst den falschen Koordinaten. Diese lagen inmitten eines riesigen Maisfeldes. Also machten wir uns auf die Suche und halfen uns mit Stativ und Kamera, um dann über das Feld zu filmen. Jedoch konnten wir auch nach etwa zwei Stunden den Ballon nicht ausfindig machen. Die Dorfbewohner schienen an unserer Suchaktion sehr interessiert und versprachen, bei einem entsprechenden Fund uns sofort zu informieren. Auf der Box hatten wir zur Sicherheit unsere Telefonnummern mit einem entsprechenden Text befestigt. Auch in der Box befand sich ein derartiger Zettel.

 

Etwas angespannt begaben wir uns mit unseren Fahrzeugen auf den Weg zum zweiten gemeldeten Standort. Nach einer guten halben Stunde Fahrt erreichten wir den Ort in der Nähe von Heinbockel. Wir stellten unsere Autos ab und bewegten uns zu Fuß auf einem Feldweg weiter. Als wir etwa 50m vom angezeigten Landepunkt der Box entfernt waren, veränderten sich plötzlich die Koordinaten. Hatte jemand etwa die Box vor uns gefunden und mitgenommen? Solange wir das Signal hatten, konnten wir natürlich die Verfolgung aufnehmen! Wir liefen sofort zu unseren Fahrzeugen zurück und fuhren etwa 400m in Richtung des neuen Signals. Die neuen Koordinaten lagen mitten in einem Wald mit mächtigen Kiefern. Die Koordinaten sprangen dann aber wieder zurück. Es war wohl ein Fehler im System. Oder hatte ein Wildschwein etwa unseren Tracker gefressen und läuft damit umher? Es blieb uns also nur, wieder zum ursprünglichen Ort zurück zu kehren. Erste Zweifel machten sich breit, ob wir unsere Box jemals wiederfinden würden.

 

Um 19:07 Uhr durften wir endlich jubeln: Direkt am Feldweg hingen Fallschirm und Ballonreste gut sichtbar an einem Baum. Die Box lag unzerstört im Gras. Lediglich das Maskottchen hat sich im Weltraum von der Box verabschiedet und wurde bis heute nicht wieder aufgefunden. Wir waren alle erleichtert und feierten ausgelassen den Fund trotz der anfänglichen Schwierigkeiten. Mit einer Teleskopstange angelten wir Ballonreste, Fallschirm und Schnüre aus dem Baum. Noch vor Ort sahen uns die ersten Videos und Fotos an und staunten über die enorme Hitze in der Box, die von der Elektronik erzeugt wurde. Wir schalteten alle Messinstrumente und Kameras ab und machten uns glücklich auf den Heimweg nach Wilhelmshaven.

 

 

 

Kurz vor Mitternacht lagerten wir alles im Selbstlernzentrum der Cäcilienschule ein. Was für ein Tag!

 

Wir haben für unsere Schule eine mehrteilige Geschichte über unseren Starttag und vor allem über die Suche geschrieben. Hier sind alle Teile für euch zum Nachlesen.

Erster Teil

Unsere Weltraum-Mission verlief im Wesentlichen erfolgreich. Wir haben nach einer dramatischen Suche unsere Nutzlast inklusive Fallschirm und Ballonreste um 19.17 Uhr vollständig bergen können. Lediglich unser Flug-Maskottchen wird noch vermisst. Beim Rückflug zur Erde hat er sich in etwa 20.000 m Höhe verabschiedet und seinen Flug allein fortgesetzt. Im Anhang findet Ihr die letzten Bilder unseres Fisches...
Falls jemand zwischen Bremerhaven und Stade unterwegs sein sollte, vielleicht findet ihn dann jemand...


Zweiter Teil

Während wir in Richtung des möglichen Landeplatzes fuhren, blickte Nemo Stratofisch bei seinem Aufstieg auf das Wattenmeer vor Wilhelmshaven.
Beim Start erwischte unseren Ballon eine Windböe, so dass unser Fisch mit einer Schülerin zusammenstieß. (Wir hoffen, dass es nicht zu schmerzhaft war.)
Durch den Aufprall hatte sich seine ursprüngliche Position etwas verändert, aber wie die Bilder zeigen, genoss er seinen Blick. Unsere Frontkamera hatte sich auch etwas ins Innere der Box verschoben, so dass sich ein kreativer Ring auf deren Bildern (siehe HomePage) bildete.
Unser Ballon bewegte sich direkt über den Jadebusen, während wir mit dem Auto Richtung Wesertunnel einen Umweg nehmen mussten. Alle Stratofische waren guten Mutes, dass die Suche erfolgreich enden wird. Sicher waren wir natürlich nicht.


Dritter Teil

So ging es also los. Die sechs Stratofische (inklusive Herrn Eberhardt), zwei Fahrerinnen (Wir möchten uns hiermit ganz herzlich für das geduldige Hin- und Herfahren bedanken!) und zwei "Spür"-Hunde fuhren in zwei Autos, die durch Walkie-Talkies Kontakt hielten.

Während wir uns unserem ersten Anlaufpunkt näherten, erreichte Stratofisch Nemo das andere Ufer des Jade-Busen und genoss den Blick in Richtung Nordsee und alle anderen Himmelsrichtungen. Mittlerweile hatte der Ballon eine Höhe erreicht, aus der wir kein aktuelles GPS-Signal mehr empfangen konnten. Von nun an hatten wir erstmal keine aktuellen Standortdaten, was uns allerdings schon vor der Mission bewusst war. Nun hofften wir, dass die GPS-Tracker bei den zu erwartenden Umgebungstemperaturen von unter -50°C nicht einfrieren, damit sie uns bei der Rückkehr zur Erde wieder Positionsdaten senden können...


Vierter Teil

Durch die Simulation des Fluges mit den aktuellen Wetterdaten hatten wir einen ungefähren Landeumkreis in der Nähe von Bad Bederkesa ermittelt. Unser erstes Cafe in einem kleinen Dorf, was wir uns als Treffpunkt ausgemacht hatten, war geschlossen, so dass wir uns in ein anderes Cafe am Rande von Schiffdorf begaben. Während wir unsere Snacks gegen die zahlreichen Cafe-Wespen verteidigten, erreichte Nemo-Stratofisch ständig neue Höhenrekorde. Für uns hieß es weiterhin warten auf GPS-Signale von unseren Trackern. Langsam wurden wir etwas ungeduldig, denn laut Simulation hätte unser Ballon bereits wieder zur Erde zurückgekehrt sein sollen.


Fünfter Teil

Dann war es endlich soweit: Um 15.20 Uhr, nach gut 3 Stunden Flug, erhielten wir endlich Positionsdaten. Allerdings sendeten die zwei Tracker unterschiedliche Positionen. Aber da unsere Box nicht quantenmechanisch als Mikroobjekt aufzufassen ist, hat es uns schon sehr verwirrt. Die Box konnte doch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein! Wir entschieden uns zunächst dem Tracker, den wir von der Wettbewerbsleitung bekommen haben, zu glauben und begaben uns zu der angezeigten Position in der Nähe des Ortes…
Mitten in einem Maisfeld sollte die Nutzlast sein. Aber wie sollten die Stratofische die Nutzlast  finden?
Mit Hilfe eines GPS-Gerätes näherten wir uns dem Standort und fanden nichts. Enttäuscht ging es nun zu den Autos zurück. Nach einer kurzen Besprechung ging es weiter zu dem zweiten ermittelten Standort – leicht betrübt und besorgt.
Werden die Stratofische die Nutzlast finden?


Sechster Teil

Etwas betrübt über die erste erfolglose Suchaktion fuhren wir nun zum 40 Autominuten entfernten Ort, den uns der zweite Tracker angab. In der Nähe von Heinbockel stellten wir unser Fahrzeug an einem Feldweg ab und wanderten hoch motiviert zu den angezeigten Koordinaten, die sich direkt am Wegesrand befanden. Etwa eine Minute vor erreichen des Zielortes veränderten sich plötzlich die Positionsdaten. Hat da jemand etwa unsere Box mitgenommen? Na warte, Dich kriegen wir…
Die Koordinaten bewegten sich in einem Wald gut zwei Minuten (mit dem Auto) entfernt. Nun war von den Stratofischen schnelles Handeln gefragt.
Wir stiegen also schnell in die Autos zurück und fuhren dorthin. Doch dann sprangen die Koordinaten wieder und waren am zuvor angezeigten Ort. Trotzdem suchten wir die im Wald angezeigte Stelle ab. Hier war nichts zu finden…
Nun war unsere letzte Hoffnung doch der vom zweiten Tracker zunächst angezeigte Ort…
Werden wir die Nutzlast finden? Ist das Projekt bisher ein Erfolg oder doch nur eine Pleite? War alles umsonst?


Siebter Teil

Nun waren die Stratofische  auf dem Weg zu dem zuvor angezeigten Ort. Es hieß alles oder nichts. Wenn sie jetzt nichts finden, müssten sie die Suche abbrechen… War Alles umsonst?
Wir fuhren den Weg entlang und dann kam der erlösende Ruf: „Da ist der Ballon doch! Dort im Baum!“ Nun der Ballon war im Baum, aber zum Glück die Nutzlast nicht. Die lag intakt auf dem Boden – ohne unseren Stratofisch. Wir verloren ihn während des Fluges…
Und so fanden die Stratofische ihre Nutzlast wieder. Sie freuten sich, sie machten Bilder und Videos von ihrem Fund, auf das ihr Erfolg für die Nachwelt bestehen bleibe…
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, Interessierten und Sponsoren und Unterstützer jeglicher Art!


Guckt doch noch ein wenig auf unserer Website. Seht euch in der Galerie mal ein paar Bilder unserer Arbeit an (oder die Sponsorenliste auf der Sponsorenseite).

Bis dahin

die Stratofische